Individuelle Suchthilfe

Dialog Corona Corner

Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Aktuell sind wir in Österreich mit einer besonders herausfordernden Situation konfrontiert. Um die notwendige Unterstützung trotz der potentiellen Gefährdung für Klient_innen und das Sozial- und Gesundheitspersonal längerfristig anbieten zu können, müssen wir besondere Maßnahmen setzen.

Die speziellen aktuellen Informationen und Änderungen betreffend der Corona-Krise im Verein Dialog finden Sie hier.

FFP2-Maskenpflicht und Abstand halten

Information zu den aktuellen Angeboten im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus:

Der Verein Dialog hält zur Versorgung und Betreuung der Klient_innen bzw. Patient_innen die Ambulanzen zu den regulären Öffnungszeiten offen. Vereinbarte Termine finden statt. Sie erreichen uns auch wie gewohnt telefonisch.
Sie haben Bedarf an einer medizinischen Behandlung oder psychosozialen Betreuung? Kommen Sie bitte nach telefonischer Terminvereinbarung (bitte nicht per mail!) in die Standorte des Dialog.

Wenn Sie selbst krank sind oder Symptome aufweisen, die einen Verdacht einer Corona-Infektion nahelegen, kommen Sie bitte nicht in die Ambulanz des Dialog, sondern kontaktieren Sie unsere Mitarbeiter_innen telefonisch.

Rufen Sie uns an unter 01 – 205 552 und der Durchwahl des gewünschten Standortes.
DW -300 für die Integrative Suchtberatungsstelle Modecenterstraße,
DW -600 für die Integrative Suchtberatungsstelle Gudrunstraße und
DW –700 für die Integrative Suchtberatungsstelle Puchgasse.

"Beyond the Line" findet statt.  Dienstags von 17:30-18:30 Uhr.

Für Klient_innen der Standfest BBE in Sucht und Beschäftigung gilt neben der Maskenpflicht auch die 3 G Regel:
Die Standfest BBE ist uneingeschränkt zu den Öffnungszeiten telefonisch erreichbar.
Die Termine finden nach Vorgabe des AMS vermehrt telefonisch statt, ebenso das Workshopangebot.

Für Klient_innen und Kund_innen der Sucht Prävention und Früherkennung:
Informationen rund um alle Veranstaltungen (live oder als Webinare) und ausführliche telefonische Beratungen erhalten Sie gerne unter 01 – 205 552 - 500 durch unsere Mitarbeiter_innen.

Wenn Sie sich schriftlich beraten lassen wollen, dann nutzen Sie doch bitte die sichere Form der Onlineberatung über unsere Homepage: Onlineberatung.
Sie erhalten innerhalb von 24 Stunden eine Antwort von unserem Team.

 

Stand: 25.11.2021

Home Office - ein Erfahrungsbericht

Wolfgang Hartinger, Psychologe aus dem Standort Sucht und Beschäftigung berichtet aus dem Home Office.

Anfangs war ich positiv überrascht darüber, was alles von zu Hause aus erledigbar ist – vor allem aus technischer Sicht. Diesbezüglich funktioniert alles sehr gut bei mir. Irritierend waren zu Beginn eher die telefonischen Betreuungsgespräche mit den Klient_innen: schaut man normalerweise darauf, dass man „schwere“ Themen nicht „mit nach Hause nimmt“, finden diese Gespräche nun in den eigenen vier Wänden statt. Anfangs war das schwierig, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Für mich ist es wichtig, dass ich sämtliche Arbeitsunterlagen und auch meine Pinnwand (extra für das Home Office ausgegraben - mit den wichtigsten Betreuungsabläufen oben) nach dem Arbeitstag wegräumen kann, und ich wieder mein privates Wohnzimmer habe. Also ein Ritual zum Umschalten von Arbeit auf Freizeit. Manchmal höre ich mir dafür auch eine coole Musiknummer an oder fahre eine Runde mit dem Rad.

Was meine Kient_innen betrifft, so können die meisten von ihnen relativ gut mit dieser Corona-Krise umgehen. Vereinzelt gibt es aber welche, für die das Ganze schlimm ist. Schwierig ist es vor allem für Klient_innen, die paranoide Tendenzen haben, kein AMS-Geld bekommen und/oder depressive Klient_innen. Es gibt aber auch Klient_innen die telefonieren besser aushalten als face-to-face-Kontakte – also genau das Gegenteil.

Was ich als psychosozialer Mitarbeiter im Home Office herausfordernd finde:

  •       Telefonieren erfordert viel mehr Konzentration
  •       Man bekommt  über das Telefon weniger Emotionen von den Klient_innen mit
  •       Mit zunehmender Dauer der Krise werden die Telefonate oft länger (Gewöhnungseffekt)
  •       Der administrative Aufwand ist höher: wir müssen viel mehr hin und her  telefonieren und mailen, etwa bei Anträgen, Formularen, Rezepten usw.
  •       Die Infrastruktur vom Büro (Kopierer, Scanner, Briefpapier usw) steht nicht oder nur teilweise zur Verfügung, weswegen dann auch öfter mit den jeweiligen Kolleg_innen vor Ort telefoniert werden muss.

Welche Aspekte ich im Home Office positiv finde:

  •         Man kann gemütlich mit einem Kaffee in den Arbeitstag starten
  •         Man kann sich private Erledigungen besser einteilen
  •         Man kann trotz Quarantäne arbeiten und hält regelmäßigen Kontakt mit den Kolleg_innen.
  •         Spannend sind die vielen, neuen technischen Möglichkeiten (zoom, webinar, Telefonkonferenzen…), die ich vorher fast alle nicht kannte.

Alles in Allem kann man sagen: Es geht, auch wenn manches noch provisorisch wirkt, aber das sollte sich ja irgendwann auch wieder ändern.

Ärztliche Behandlung im Home Office – wie soll denn das gehen?

Mittlerweile weiß ich es, und nach mehrwöchiger Erfahrung kann ich sagen – ja das geht und es macht Sinn!   

Maria Kofler, Ärztin für Allgemeinmedizin aus dem Standort Sucht und Beschäftigung berichtet aus dem Home Office:

Regelmäßige und nachgehende telefonische Kontaktaufnahme, Besprechung der Situation, der Frage- und Problemstellungen. Überraschend viele unserer Klient_innen können die aktuelle Situation und die damit einhergehenden Einschränkungen gut akzeptieren. Ihr soziales Leben war schon zuvor zurückgezogen, mit wenigen engeren Kontakte, Einsamkeit eine Realität. Manche ertragen die Situation sehr schwer, sind gänzlich aus ihren Strukturen gerissen. Frustration, Frage nach Sinnhaftigkeit ihres Lebens, irrationales Gefühl der Schuld in der Situation, nicht erwünscht, fehl am Platz zu sein, Rückfälle in Konsum oder Beikosnum häufen sich. Oft hilft zuhören und verstehen, ebenso Erklären und Beraten zu Covid19 aber auch zu anderen medizinischen Fragestellungen.

Die Ausstellung des Rezeptes muss auf meine zwei„Vor-Ort“-Tage warten – wenn es dringend ist geht das auch in Interaktion mit den jeweils vor Ort arbeitenden Kolleg_innen.

Störung durch Partner und Kinder – positive Ablenkung durch Partner und Kinder. Kurzer Arbeitsweg – zu kurzer Arbeitsweg! Ineinanderfließen von Privatleben und Arbeit!

Räumlichkeiten zu Hause – hab ich ein eigenes „Büro“ oder ist mein Arbeitsplatz das Wohnzimmer?  Sind die Wände und Türen gut isoliert? Eine neue Dimension des Datenschutzes!

Zu Beginn der Zeit die Vorstellung, da könnte ich doch zwischendrin … da könnte ich doch endlich einmal… Administratives erledigen, die neueste Studie zum Thema X, eine Recherche zum Thema Y machen und vieles mehr. Die Realität ist, die Tage sind sehr dicht und konzentriert, Pausen müssen sehr konsequent gesetzt werden, sonst ist es vorher Abend!

Was fehlt? Gemeinsames Mitagessen mit Kolleg_innen, Face-to-Face-Kontakt mit Klient_innen und meinen Kolleg_innen, Tür-und Angel-Gespräche, die vielfältigen Kontakte eines normalen Arbeitstages.

Der Kontakt per Telefon funktioniert überraschend gut – konzentriertes Zuhören ist notwendig. Da wir viele Klient_innen zumeist schon länger kennen, ist eine Einschätzung der Situation über Stimme und verbale Kommunikation gut möglich. Wir bemerken schon jetzt, die Gespräche werden länger, persönlicher, man gewöhnt sich an das Setting Telefon.

Eine große Herausforderung ist das Vorgehen bei akuten Krisen. Was tun, wenn die Verzweiflung zu groß ist? Wenn riskanter Konsum und Beikonsum besteht? Was, wenn suizidale Äußerungen fallen, wenn akute Suizidalität besteht? Dazu sind wir auch jetzt im intensiven Kontakt mit unseren Kolleg_innen auf der Suche nach guten Angeboten und Lösungen. Unser interdisziplinäres Angebot ist wichtig, trotz und wegen der Krise mit Home Office, um unsere Klient_innen bestmöglich unterstützen und behandeln zu können!

 

Eine krisensichere Sache - Betreuung im Verein Dialog in Zeiten von Corona

Lars Schäfer, Hausleitung Integrative Suchtberatung Gudrunstraße, über die Arbeit in Corona-Zeiten

Mitte März wurden in Österreich Schulen und Kindergärten geschlossen, Geschäfte durften nicht mehr betrieben werden und die Bundesregierung sprach davon, die „Republik herunterzufahren“. In den Ambulanzen des Verein Dialog wurden damit zwei Dinge sofort klar: Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher! Und: Wir lassen unsere Klient_innen nicht hängen, sondern wollen sie weiterhin betreuen und behandeln.

Das bedeutete, dass wir in den Folgetagen so gut wie alles ändern mussten. Um unsere Klient_innen, unsere Mitarbeiter_innen und die Einrichtung selbst zu schützen, wurden alle Kontakte, soweit das möglich war, aufs Telefon verlagert. Nur so konnte sichergestellt werden, dass unsere Klient_innen keine unnötigen Fahrten durch die Stadt machen und hier im Haus keine unnötigen Kontakte stattfinden. In die Beratungsstelle wurden ab sofort nur noch Personen bestellt, bei denen es eine dringende medizinische Indikation gab.

Somit hieß das für unsere Mitarbeiter_innen: Vors Telefon setzen und: telefonieren, telefonieren, telefonieren! Unsere Ärzt_innen verschaffen sich jeden Morgen einen Überblick, bei wem in den nächsten Tagen ein Rezept ausläuft. Gar nicht so einfach, bei allein 650 Betreuten in der Gudrunstraße. Dann rufen sie die Klient_innen an, besprechen die aktuelle Situation und alle relevanten medizinischen Themen. Wenn ein Rezept erstellt wird, wird dies direkt an die Apotheke verschickt. So brauchen die Klient_innen nur noch den Weg dorthin machen.

Unsere Sozialarbeiter_innen, Psycholog_innen und Psychotherapeut_innen haben ebenfalls ihre Betreuungsarbeit aufs Telefon verlagert und stehen in regelmäßigen telefonischen Kontakt mit ihren Klient_innen. Neben Betreuungen am Telefon bieten wir auf Wunsch auch Gespräche über Videotelefonie an. Und selbst mit Klient_innen, mit denen wir sonst nur mittels Dolmetscher_innen kommunizieren, ist Betreuung mittels sogenanntem Multi-Point-Dolmetschen möglich: Dabei erhält die/der Klient_in von uns einen Link und klinkt sich in ein Videogespräch mit der Betreuer_in und der Dolmetscher_in ein.

Obwohl der Klient_innenbetrieb in der Einrichtung stark eingeschränkt ist, braucht es dennoch viel, damit er möglich ist: Wir haben Schutzkleidung wie Mund-Nasen-Schutz, Masken und Brillen besorgt, Plexiglaswände in den Betreuungszimmern aufgebaut und klare Richtlinien für relevante Bereiche wie Gesprächsdauer, Anzahl der  Personen im Wartebereich oder Hygiene aufgestellt. Ein wesentlicher Punkt ist dabei, dass alle Klient_innen, bevor sie die Beratungsstelle betreten, dahingehend abgeklärt werden, ob es sich um Covid19 Verdachtsfälle handelt. Diese Abklärung muss natürlich außerhalb der Ambulanz passieren. Daher haben wir eigens dafür einen Raum eingerichtet.

Nicht ganz einfach ist auch die Organisation innerhalb des Teams. Schon Mitte März wurden die Kolleg_innen in zwei getrennte Mannschaften eingeteilt, die an unterschiedlichen Tagen im Haus sind. So ist sichergestellt, dass bei einem Infektionsfall im Team nicht alle in Quarantäne kommen und der Betrieb aufrecht bleiben kann. In der Folge wurden bei fast allen Mitarbeiter_innen Heimarbeitsplätze eingerichtet. Obwohl wir uns nicht mehr alle sehen, aber weiterhin ein Team bleiben, braucht es ganz schön viel Kommunikation auf verschiedenen Kanälen wie Telefon, Email, Signal oder Videotelefonie. Einmal pro Woche gibt’s eine Telefonkonferenz als Teamsitzung. Und wir haben gelernt: 25 Personen in einer Telefonleitung – auch das ist möglich.

Insgesamt haben wir die Erfahrung gemacht, dass unsere Klient_innen uns viel Dankbarkeit für die Betreuung entgegenbringen. In diesen Tagen sind fast alle Menschen in Österreich von der Corona-Situation vor nicht erwarteten Herausforderungen gestellt. So geht es auch unseren Klient_innen. Nur haben viele von ihnen schon vorher mit besonderen Belastungen gekämpft. Umso wichtiger, dass wir mit ihnen im telefonischen Kontakt stehen und medizinische, psychologische und sozialarbeiterische Hilfe anbieten. Kein Wunder also, dass unsere Statistik sagt, dass unsere Telefonkontakte seit Mitte April um 450% gestiegen sind!

Und nun, nach sechs Wochen, haben wir uns langsam an die Krise gewöhnt. Keiner weiß genau, wie die Situation langfristig in Wien, Österreich oder gar weltweit weitergehen wird. Für uns steht jedenfalls so viel fest: Eine Betreuung im Verein Dialog ist krisensicher.

Die Arbeit mit Gruppen in Corona Zeiten

Susanne Stix, Psychologin am Standort Sucht und Beschäftigung, über das "virtuelle" Gruppenangebot.

Am Standort „Sucht und Beschäftigung“ findet die ärztliche und psychosoziale Betreuung (fast) vollständig telefonisch statt. Mittlerweile gibt es hier in diesem neuen Modus der Einzelbetreuung eine gewisse Routine.
Das Angebot Standfest-BBE hat sich vor allem durch das ergänzende Gruppenangebot ausgezeichnet – was wurde eigentlich daraus? Ein Überblick:
Wir haben uns in den letzten Wochen intensiv damit beschäftigt, wie wir ein „virtuelles“ Gruppenangebot am Standort „Sucht und Beschäftigung“ umsetzen können. Die erste Idee dazu war, unsere Gruppen per Video-Telefonie abzuhalten (z.B. via Zoom). Eine Interessenserhebung bei unseren Klient_innen ergab allerdings, dass sich die wenigsten eine Teilnahme über Video-Chat vorstellen konnten. Nicht alle Klient_innen besitzen ein Smartphone oder einen Laptop, nicht alle sind mit Video-Telefonie vertraut. Das häufigste Gegenargument war das monatlich begrenzte Datenvolumen, das die Klient_innen nicht unbedingt für eine virtuelle Gruppenteilnahme verbrauchen wollen. So selbstverständlich, wie wir in unserem (Arbeits-)Alltag „neue“ digitale Technologie einsetzen, so wenig brauchbar stellte sie sich dar, um unsere Klient_innen zu erreichen. Oder wie es ein Klient formulierte: „Wissen Sie, ich bin ein durch und durch analoger Mensch!“
Da wir mit der telefonischen Betreuung gute Erfahrungen gemacht hatten, starteten wir auf diesem Weg einen Versuch:
Die Gruppen „Use It Or Lose It“ und „Come Together“ finden derzeit via Telefonkonferenz statt. Der Vorteil hierbei ist, dass die Klient_innen von uns angerufen werden und daher nicht einmal Gesprächsminuten verbrauchen müssen, um teilzunehmen. Und: Die Klient_innen kennen einander, dadurch entsteht sofort ein Gruppengefühl, auch am Telefon.
Zusätzlich konnten wir Übungen fürs Gehirnjogging im Downloadbereich der Homepage zur Verfügung stellen und an jene, die dazu keinen geeigneten Zugang haben, werden die Übungen postalisch verschickt.
Für die Cambio Gruppe und die Freizeit und Gesundheit Gruppe wäre eigentlich ein Neustart geplant gewesen. Eine Gruppe via Telefon ganz neu zu starten erschien uns aber ungünstig, weil sich die Teilnehmer_innen noch gar nicht kennen. Stattdessen haben wir ein BBE-Standfest Rundmail etabliert, das alle Interessierten mit Neuigkeiten, Infos und Inputs (zB von der Gruppe Arbeit und Orientierung zum Thema „Safer Internet Use“) versorgt. Weitere Ausgaben des Rundmails werden folgen.
Die Rückmeldungen dazu waren bisher sehr positiv. Wir freuen uns, auf diesem Weg zumindest einen Teil unserer Gruppen weiterführen zu können.

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