Umgang mit digitalen Medien in der Familie
Grundsätzlich: Welche Regeln im Umgang mit digitalen Medien in einer Familie gelten sollen, ist eine sehr individuelle Entscheidung. Was ist für Sie als Eltern in Ordnung? Welche Vorerfahrungen haben Sie mit Medien gemacht? Welche Einstellung haben Sie dazu? Wie reagieren Ihre Kinder auf Spiele, Fernsehen oder soziale Medien?
Wir wollen Eltern ermutigen, auch dieses Thema als ein Erziehungsthema von vielen zu sehen; auch, wenn Sie selbst bis jetzt vielleicht wenig Einblick in die Welt hinter dem Bildschirm haben. Damit Sie lange gemeinsam die positiven Aspekte des Internets nutzen können und möglichen unangenehmen Entwicklungen vorbeugen können, haben wir hier ein paar Anregungen für Sie zusammengestellt:
1. Welche Einstellung haben Sie zu Computerspielen oder sozialen Medien? Sehen Sie Entwicklungsmöglichkeiten oder macht Ihnen die Darstellung von Gewalt Sorgen? Mögen Sie es, wenn Ihr Kind Videos für Youtube erstellt oder stehen Sie Inhalten auf TikTok kritisch gegenüber? Entwickeln Sie im ersten Schritt eine Haltung und überlegen Sie, was Ihnen wichtig ist.
2. Um Ihre Wünsche zu formulieren und Gehör zu finden, gibt es keinen schlechteren Zeitpunkt als einen Streit mit Ihrem Kind. Natürlich scheint es gerade jetzt wieder wichtig – aber wenn die Gefühle erst stark sind, gelingt es meist nicht mehr, einen klaren Gedanken zu fassen. Wählen Sie einen geeigneten Zeitpunkt für das Gespräch. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind einen Termin und kündigen Sie auch das Thema des Gesprächs vorab an, damit sich alle darauf einstellen können. Je entspannter die Atmosphäre, desto offener wird das Gespräch.
3. Hinterfragen Sie auch Ihr eigenes Nutzungsverhalten. Wir alle lernen (auch) von Vorbildern. Wenn Sie ein ruhiges, gemeinsames Abendessen wünschen, darf auch Ihr Telefon in dieser Zeit keine Aufmerksamkeit bekommen. Als authentisches Vorbild fallen Ihnen bestimmt auch mehrere Möglichkeiten ein, wie Sie Ihre Freizeit gestalten!
4. Was macht Ihnen eigentlich genau Sorgen? Bevor Sie Regeln vereinbart sollten Sie wissen, was das eigentliche Ziel ist. „Weniger Medien“ führt ja beispielsweise nicht automatisch zu besseren Schulleistungen. Vernachlässigt Ihr Kind vielleicht andere Lebensbereiche wie Freunde oder Hobbys? Leidet die Ausbildung? Stehen Bewegung, Schlaf und die körperliche Gesundheit im Vordergrund? Was sollen Sie eigentlich ändern?
5. Vereinbaren Sie sinnvolle Regeln, die auch eingehalten werden können. Je nachdem, wie alt ihr Kind ist, schließen Sie die Abmachung für eine, zwei, oder drei Wochen (je jünger desto kürzer) und vereinbaren Sie gleich ein neues Gespräch nach diesem Zeitraum. So können Sie leichter auf Änderungen im Nutzungsverhalten Ihrer Kinder eingehen und denen fällt es wiederum leichter, auch Dingen zuzustimmen, die unangenehm sind.
6. Abstinenz ist keine Lösung. Medienkompetenz schon. Das Internet ist eine wichtige Kulturtechnik, sich dort zurecht zu finden, ist für die berufliche und private Zukunft Ihres Kindes wichtig. Verteufeln Sie das Internet und seine Möglichkeiten daher nicht, sondern begleiten Sie Ihr Kind in dieser Welt.
7. Um einer Suchtentwicklung vorzubeugen empfiehlt es sich, Ihren Kindern viele spannende Alternativen anzubieten. Nicht alles werden Ihre Kinder gleich annehmen können oder wollen, und manches wird vielleicht aufgrund von finanziellen oder zeitlichen Gegebenheiten nicht möglich sein. Bleiben Sie trotzdem dran und unternehmen Sie immer wieder gemeinsam Dinge oder borgen sich neue Spiele oder Bücher aus und schaffen Sie so mit der Zeit ein immer größer werdendes Repertoire an Ressourcen. Auf diese Dinge kann Ihr Kind zurückgreifen, wenn es sich langweilt, es traurig oder wütend ist oder Spaß haben mag, ohne, dass digitale Medien involviert sind.
8. Sie sind nicht allein! Vielen Familien geht es ähnlich wie Ihnen. Wenn Sie Fragen haben oder einmal nicht mehr weiterwissen, holen Sie sich Unterstützung. Wir beraten Sie kostenfrei und anonym unter 01/205 552 500 oder über die online-Beratung.