Das Besondere in der Angehörigenarbeit mit Familien
„Familie ist da, wo man dich wiederaufnimmt, auch wenn du mal etwas falsch gemacht hast.“
(Christian Morgenstern)
Die Angehörigenberatung steht im Dialog allen offen, die vom Suchtproblem einer Person in ihrem Umfeld betroffen sind. Es reicht, sich jemandem nah zu fühlen oder Auswirkungen eines problematischen Konsums zu spüren. In den meisten Fällen kommen aber Familienmitglieder zur Beratung. Im Dialog sind es Eltern, hier insbesondere Mütter, Partner_innen und Geschwister. Vereinzelt kommen auch Kinder, deren Eltern ein Suchtproblem haben.
In jeder Familie gibt es eigene Regeln, wie miteinander kommuniziert und umgegangen wird, auch bei Suchtmitteln:
Wird vor den Kindern Alkohol konsumiert? Wird über den Konsum von Nikotin gesprochen? Gibt es klare Vorgaben bezüglich der Mediennutzung, an die sich alle Mitglieder halten? Was passiert bei Verstößen? Kann ein „Experimentierkonsum von Substanzen“ von Jugendlichen offen mit den Eltern thematisiert werden? Wie weit kann ein Elternteil Ängste bezüglich einer Gefährdung innerhalb der Familie besprechen?
Mit all diesen Fragen sind wir in der Angehörigenarbeit konfrontiert und versuchen individuelle und stimmige Handlungsmöglichkeiten für jede Familie zu finden.
Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten in dem, was jede Familie, jede_r Angehörige braucht und bekommt:
Das sind zunächst Informationen zum Thema Sucht. Man muss selbst keine Suchtexpert_in sein oder werden, man muss nicht stundenlang im Internet suchen, um schließlich mehr Fragen und Befürchtungen zu haben als zuvor, sondern man kann in einer Suchthilfeeinrichtung Antworten auf drängende Fragen bekommen. Wissensvermittlung ist ein wesentlicher Teil der Angehörigenarbeit. Es ist uns wichtig, fundierte Informationen zu Suchtmitteln und Abhängigkeitserkrankungen zu geben.
Auch Entlastung ist immer Teil der Beratung. Bedingt durch die persönliche Betroffenheit, die gemeinsame Geschichte mit jemandem und die damit verbundenen Beziehungsdynamiken können Angehörige meist nicht mehr objektiv auf ein „Problem“ blicken. Angehörigenberatung kann helfen, neue Perspektiven zu entwickeln und neue Sichtweisen für Probleme und Belastungen zu finden.
Ein ganz wichtiger und zentraler Aspekt in der Angehörigenberatung ist es, dass es sich in der Beratung endlich auch einmal nicht nur um die „Problemperson“ und ihre Auffälligkeiten dreht, sondern hauptsächlich darum, wie es der angehörigen Person geht und wie sie sich „trotzdem“ wohl fühlen kann.
Abschließend noch eine wichtige Erfahrung aus der Angehörigenarbeit: Nicht nur erwachsene Menschen, auch Kinder und Jugendliche sind betroffen, wenn jemand in ihrem Umfeld ein Suchtproblem hat. Angehörigenarbeit in der Suchthilfe bedeutet auch, Kindern, die aus einer suchtbelasteten Familie kommen, im passenden Rahmen die Möglichkeit zu geben, über ihre Gefühle zu reden. Gerade bei Kindern ist das Thema oft mit Scham und Schuldgefühlen verbunden. Sie fragen sich etwa: „Warum ist meine Mama/mein Papa so, habe ich etwas falsch gemacht, bin ich schuld?“. Oder sie sind dadurch enorm belastet, dass die Sucht eines Familienmitglieds geheim gehalten wird und sie über dieses Geheimnis mit niemanden reden können und sollen. Auch Kinder und Jugendliche brauchen Möglichkeiten, über diese Belastungen zu reden und jemanden, der ihnen zuhört und ihre Fragen ernst nimmt und beantwortet.
Haben Sie Fragen, weil jemand in Ihrer Familie oder Ihrem sozialen Umfeld ein Suchtproblem hat? Wir sind gern für Sie da: https://www.dialog-on.at/angehoerige/beratung
