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Voll auf Zucker - Kann man von Zucker abhängig werden?

Wenn man Teilnehmer_innen in Suchtpräventionsworkshops ersucht, Suchtmittel zu nennen, fällt fast immer Zucker, woraufhin die Diskussion beginnt, ob man von Zucker abhängig werden kann. Sehr oft mischen sich darunter prinzipielle Überlegungen zu gesunder Ernährung, Empörung über die Lebensmittelindustrie und Verbindungen zu Essstörungen.

Was verbindet also Zucker mit Suchtmitteln – und warum gilt er nicht als klassische Droge? Fest steht, dass Zucker wirkt. Auch wenn Schokolade oft den beruhigenden Substanzen zugeordnet wird – ähnlich wie Nikotin -, wirkt sie aktivierend. Zwar hinterfragen aktuelle Studien die landläufige These vom „Muntermacher Zucker“, unbestritten ist jedoch, dass es abhängig von der Dosis zu einem erhöhten Ausstoß von Dopamin kommt, das als „Glückshormon“ firmiert. Dadurch ist die Wirkung in abgeschwächter Form mit der klassischer Suchtmittel vergleichbar. Zugleich wird deutlich, warum das Verlangen nach Zucker groß ist und auch eine Tendenz besteht, die Dosis zu steigern. Abgesehen vom Geschmack wird Süßes deshalb eben auch als Belohnung oder gegen Frust eingesetzt.Daher wird seit Jahren gefordert, Zucker als Suchtmittel zu definieren. Dass dies nicht passiere, wird mit dem Einfluss der Lebensmittelobby in Zusammenhang gebracht.

Es bleibt jedoch festzuhalten, dass die psychoaktive Wirkung von Zucker zwar höher ist als die anderer Nährstoffe, aber bei weitem geringer als die klassischer Rauschmittel. Eine Zuckersucht-Diagnose laut ICD11 (International Classification of Diseases, WHO) ist zudem nicht möglich.Zu trennen davon ist die Frage nach der Schädlichkeit. Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift.

Die Auswirkungen von beständig hohem Zuckerkonsum sind allgemein bekannt, von Übergewicht über Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu Diabetes. Aus all diesen Gründen werden schärfere Maßnahmen gegen den Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln diskutiert, insbesondere um Kinder zu schützen. Diese reichen von eigenen Kennzeichnungen bis hin zu Werbeverboten. Zudem dient Zucker als Verstärker in Kombination mit anderen aufputschenden Substanzen. So „süßt“ man nicht nur aus Geschmacksgründen den Kaffee. Die Verbindung von Koffein und Zucker machen sich auch die Hersteller von Energy Drinks zunutze und führen damit einen Trend fort, der mit Coca Cola begonnen hat. 

Was antworten wir also in den Seminaren? Wir weisen auf die vielen Facetten von (erhöhtem) Zuckerkonsum hin, beim Thema Sucht steht er, anders als bei anderen interessanten Diskussionen, jedoch nicht im Mittelpunkt.