10 Jahre: Alkohol.Leben können.
Am 03.09.2024 fand im Wiener Rathaus ein Veranstaltung anlässlich des 10 jährigen Jubiläums von Alkohol. Leben können. statt.
Neben der Präsentation der Erfolge und einem "historischen Rückblick" diskutierten Expert_innen und berichteten Erfahrungsexpert_innen über den Nutzen und die Herausforderungen.
Der Dialog war auch mit einem Informationsstand vertreten, wo sich interessieret Teilnehmer_innen über die Angebote informieren konnten.
Dialog Alkoholangebot: Wir freuen uns über 10 Jahre „Alkohol. Leben können.“
Das Projekt „Alkohol. Leben können.“ bietet eine umfassende Versorgung für Menschen mit Alkoholerkrankung. Von medizinischer Betreuung bis zur beruflichen Rehabilitation werden die Betroffenen in allen Lebensbereichen unterstützt.
Der Dialog ist mit seinen ambulanten Angeboten in medizinischem und psychosozialem Bereich ein wichtiger Akteur in der Landschaft der Beratungs-Betreuungs-Behandlungsangebote in Wien.
Ergänzt wird das Angebot im Rahmen von FÖBES auch mit der Beratungsstelle Standfest zur Bearbeitung des Themas Sucht im arbeitsmarktpolitischem Kontext (finanziert von der Sucht und Drogenkoordination Wien und dem AMS Wien).
Wenn Sie mehr Einblick in unsere Arbeit bekommen möchten finden Sie unten im Download einiges dazu in der Publikation: Ambulante Alkoholbehandlung im Verein Dialog
„Viele Köch_innen verderben den Brei“, heißt es oft. Dem würde ich in Bezug auf die Alkoholstudie jedoch nur bedingt zustimmen. Eine anfänglich wohl eher vage Fragestellung à la „Wer sind denn die Personen, die da zu uns kommen?“ konnte wohl nur unter Mithilfe vieler Spezialist_innen im Verein Dialog und mit fachlicher Unterstützung und Moderation durch zwei Kollegen der GÖG GmbH so gebündelt werden, dass am Ende tatsächlich verwertbare Daten vorlagen. Die Zusammensetzung der Projektgruppe aus Kolleg_innen aus allen Standorten war zudem eine sehr wertvolle Hilfe für die Projektleitung, da so die Kommunikation in den Teams wesentlich erleichtert wurde und es klare Ansprechpersonen für alle Mitarbeiter_innen gab, die ja letztendlich die Fragebögen mit ihren Klient_innen durchführten.
Auf inhaltlicher Ebene hat sich im Verlauf immer wieder gezeigt, wie wichtig es ist, eine klar und präzise formulierte Fragestellung zu haben, die allen Mitarbeiter_innen und Mitgliedern der Projektgruppe bekannt ist und an der sich sowohl die Datenerhebung als auch die Auswertung orientiert. Die Projektgruppe musste nach Ende der Datenerhebung sicherlich einige Ehrenrunden drehen, um aus der Vielzahl an erhobenen Daten diejenigen hervorzuheben, die auch in Bezug auf die Fragestellung für uns relevant waren. Hier zeigt sich ein zentrales wissenschaftliches Spannungsfeld: Werden zu einem bestimmten Themenbereich viele Variablen abgefragt, ist es zwar einerseits möglich, diesen Themenbereich sehr differenziert zu beschreiben und möglicherweise Daten zu bekommen, die auf Phänomene hinweisen, die zunächst nicht so sehr im Vordergrund standen. So erweitert sich die Perspektive der Forschenden, was sich wiederum positiv auf zukünftige Erhebungen bzw. die Verbesserung von Angeboten auswirken kann. Andererseits führt eine Vielzahl an untersuchten Variablen aber auch dazu, dass das primäre Forschungsinteresse aus dem Fokus geraten kann und sich die Forschenden in Details verlieren, die mit der ursprünglich formulierten Fragestellung nur am Rande zu tun haben bzw. diese auch immer wieder in Frage stellen. Mit diesem Spannungsfeld kämpfte die Projektgruppe der Alkoholstudie nach Ende der Datenerhebung einige Male und die Fülle an Daten im Endbericht spiegelt dieses auch wider.
Halten wir uns noch einmal das Bild der Köch_innen und deren Brei vor Augen, würde ich heute wohl Folgendes dazu sagen: Wissenschaftliches Arbeiten kann in einer praxisorientierten Umgebung dann gut funktionieren, wenn einerseits die Zutaten allen bekannt sind und jede Köch_in weiß, was genau ihre Aufgabe ist. Dabei geht es aus meiner Sicht nicht nur um die Verteilung der Arbeitslast auf mehrere Schultern, sondern auch darum, ein machbares Konzept zu entwickeln, das dafür sorgt, dass sich alle Beteiligten für den Erfolg oder Misserfolg einer wissenschaftlichen Untersuchung mitverantwortlich fühlen. Es ist davon auszugehen, dass der Brei vieler Köch_innen komplexer ist und länger braucht, bis er fertig ist, vielleicht muss auch immer wieder an der Rezeptur gearbeitet werden, aber es ist auch davon auszugehen, dass er interessanter schmeckt und für neue Inspirationen und Perspektiven sorgen kann. Die größte Herausforderung liegt aber wohl darin, diesen Brei zu kochen, während nebenbei die tägliche Klient_innenarbeit an die Türe klopft. Aber: Würden wir nicht immer die Klient_innenarbeit priorisieren, wären wir nicht der Verein Dialog. Deshalb sollten wir uns auch nicht daran stoßen, dass die Alkoholstudie von der ersten Idee bis zur Berichtslegung schließlich sechs Jahre lang gedauert hat, sondern die Ergebnisse für sich sprechen lassen. Und am Ende der Erhebung und dieses Rückblicks überwiegen mit Abstand die Freude und der Stolz auf das gemeinsam Geschaffte gegenüber den Schwierigkeiten und Frustrationen, die mit einem solchen Projekt eben auch einhergehen!
Anna Bösch, Projektleitung „Alkoholstudie“ Integrative Suchtberatung Gudrunstraße
Aus dem Jahresbericht 2021, April 2022